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von menschen für menschen

Alkohol

Alkohol ist eine in Deutschland völlig legale berauschende Substanz, die in zahlreichen Getränken enthalten ist. Trotz des erheblichen Suchtfaktors ist Alkohol als Genussmittel in der Gesellschaft weitgehend akzeptiert.

Schon in sumerischen und altägyptischen Schriften wird Alkohol als kultisches Rauschgetränk, später dann sogar als Arbeitslohn erwähnt. Der aus dem arabischen Wort „al-kuhl“ (= „das Feinste“) abgeleitete Begriff bezeichnet die auffallende Flüchtigkeit der Substanz. Aus vormittelalterlichen Zeiten sind trotz der Beliebtheit von Wein und Bier kaum Fälle entsprechender Sucht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass die damaligen alkoholhaltigen Getränke insgesamt einen eher geringen Alkoholanteil aufwiesen. Insbesondere durch die im Zuge der Industrialisierung verbesserten Herstellungsmethoden und durch die Verwendung von Kartoffeln als Ausgangsmaterial wurden Spirituosen deutlich günstiger als Bier. Daher kam es ab dem 18. Jahrhundert zu einem drastischen Anstieg des Spirituosenverbrauchs. „Branntweinpest“ bezeichnete im 19. Jahrhundert die Alkoholabhängigkeit in den niedrigen Klassen. Von Abstinenzbewegungen wurden ab dem 19. Jahrhundert, insbesondere in protestantisch geprägten Ländern, die Auswirkungen übermäßigen Konsums auf die Bevölkerung thematisiert. Daraufhin versuchten mehrere Staaten mit unterschiedlichen Maßnahmen, die bis zur Prohibition reichten, Einfluss auf das Trinkverhalten der Bevölkerung zu nehmen. Im islamischen Raum spielt Alkohol aufgrund der religiös geprägten Ächtung nach wie vor kaum eine Rolle. Der Staat verdient am Alkohol mit. Nur Wein ist von den entsprechenden Steuern ausgenommen, seit die deutsche Winzergemeinschaft in den 1920er Jahren energisch dagegen vorgegangen war.

Alkohol gelangt über die Schleimhäute von Mund, Speiseröhre, Magenschleimhaut und Dünndarm ins Gehirn. Dort dockt er an verschiedene spezialisierte Rezeptoren an. Je nach Dosis kommt es dort zu einer Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin („Glückshormon“) oder zu einer Behinderung der Nervenzellen. Ist der Magen leer oder das alkoholische Getränk warm, süß oder kohlensäurehaltig, steigt die Blutalkoholkonzentration schneller an. Leichtere Personen werden schneller betrunken als schwerere und Frauen geraten schneller in den gefährlichen Promille-Bereich, weil sie weniger Wasser im Körper haben als Männer (Alkohol löst sich in Wasser besser). Maximal 10 % des Blutalkohols werden über Urin, Schweiß und Atemluft ausgeschieden, den Rest baut die Leber ab. Pro Stunde sinkt der Blutalkoholgehalt dann (vorausgesetzt, man trinkt nicht weiter) um 0,1–0,2 Promille. Dies ist aber zwischen den Geschlechtern unterschiedlich: Der Abbau von Alkohol dauert im weiblichen Körper länger als bei Männern.

… ab 0,1 Promille ist man meist leicht enthemmt, die Kontaktfreude steigt und man schätzt manchmal Entfernungen falsch ein.

… ab 0,3 Promille sind Sehleistung, Reaktionsvermögen und Kritikfähigkeit beeinträchtigt, während die Risikobereitschaft steigt.

… ab 0,5 Promille verschlechtern sich Sehleistung, Hören sowie die Einschätzung von Geschwindigkeiten weiter und man kann gereizt werden.

… ab 0,8 Promille stellen sich manchmal Euphoriegefühle ein, während Konzentration, Gleichgewicht und Sehfähigkeit stark eingeschränkt sind („Tunnelblick“). Gefährliche Selbstüberschätzung setzt ein. 

… bei 1,0–2,0 Promille (Rauschstadium) sind die Störungen von Gleichgewicht, Sehen, Hören und Sprechen unübersehbar, man wird schläfrig und die Kritikfähigkeit ist weitgehend ausgeschaltet.

… ab 2,0 Promille (Betäubungs-, dann Lähmungsstadium) sind alle Sinne höchst beeinträchtigt (sogar die Atmung!), Reflexe gehen verloren, man muss im Normalfall erbrechen und kann ins Koma fallen.

Das allabendliche Glas Wein oder Bier zum Essen ist in Deutschland für viele Menschen selbstverständlich. Dabei würde beinahe jeder und jede Erwachsene von sich behaupten, er bzw. sie „habe das im Griff“. Hier beginnt jedoch bereits der Weg in die Gewöhnung. Weil bis zum Rausch kein gesellschaftliches Tabu greift, ist der Grat zwischen Genusskonsum und Sucht extrem schmal. Wird dem Körper regelmäßig Alkohol zugeführt, verändern sich die Rezeptoren, die für das Belohnungszentrum im Gehirn zuständig sind. Um die angenehmen Effekte des Rauschs zu erreichen, benötigt man irgendwann größere Mengen Alkohol. Diesen Vorgang, der ein (allerdings nicht zwingend erforderliches) Merkmal der Abhängigkeit ist, nennt man Toleranzentwicklung. Eine Alkoholgefährdung liegt vor, wenn die konsumierende Person ihre Trinkmengen steigert, etwa zur Entspannung oder um Abstand von Problemen zu bekommen. Von schädlichem Konsum spricht man, sobald das Trinken körperliche, psychische und / oder psychosoziale Folgeschäden mit sich bringt (z. B. Aggression, Einsamkeit oder negativ veränderte Beziehungen). Ein Anzeichen für eine Alkoholabhängigkeit kann u. a. sein, wenn der Verzicht Alkohol Entzugserscheinungen verursacht. Getrunken wird dann beinahe nur noch, um diese Symptome zu mildern. In diesem Stadium der Abhängigkeit hat man zumindest zeitweise keine Kontrolle mehr darüber, wann, was und wie viel man trinkt.

Alkohol ist ein Zellgift mit gravierenden Auswirkungen auf den menschlichen Körper und die Psyche: Die veränderte Gehirnfunktion beeinträchtigt Konzentrations- und Reaktionsvermögen sowie Wahrnehmung und Urteilskraft akut. Daraus ergeben sich bereits beim Konsum kleiner Alkoholmengen große Gefahren, beispielsweise im Straßenverkehr und im Alltag – auch für Unbeteiligte. Das familiäre und soziale Umfeld ist von den möglichen Auswirkungen des Alkoholkonsums (z. B. Aggressivität, Vernachlässigung von Pflichten) mehr oder minder betroffen. Insbesondere Kinder leiden unter trinkenden Eltern. Trennungen sind in Beziehungen mit alkoholabhängigen Partnerinnen und Partnern häufig. Mindestens genauso schwerwiegend sind die körperlichen Folgeschäden von Alkoholmissbrauch bzw. -abhängigkeit. So zeichnet sich Alkohol für über 200 Erkrankungen mitverantwortlich. Im Jugendalter teilen sich die Zellen schneller und sind deshalb besonders anfällig für Schäden. Im Alter hingegen wird Alkohol langsamer abgebaut und kann dadurch für anders gelagerte Probleme sorgen.

Wichtiger Hinweis: Diese Texte dienen lediglich der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Wenn Fragen zu psychischen Erkrankungen auftauchen, sollte ein Facharzt oder Psychotherapeut kontaktiert werden.

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