Amphetamine sind:
… eine Gruppe synthetisch hergestellter Stimulanzien, die in verschiedensten Mischungen zur Leistungssteigerung verwendet werden. Zumeist sind sie unter Namen wie „Speed“ oder „Pep“ vorrangig als illegale Sucht- und Dopingmittel im Umlauf. Manche Amphetamine sind jedoch auch in gebräuchlichen Medikamenten enthalten (z. B. in dem ADHS-Mittel Ritalin®, Appetitzüglern, Grippe- oder Asthmamitteln). In diesem Faltblatt benutzen wir die beiden gängigsten Begriffe „Amphetamin“ und „Speed“ synonym. Grundsätzlich gehört auch Methamphetamin („Crystal Meth“) in die Gruppe der Amphetamine.
Ecstasy ist…
… eine vollsynthetische Droge, die chemisch den Amphetaminen nahesteht. Vor allem in der Partyszene werden die Pillen konsumiert, um länger durchzuhalten. Ecstasy ist auch gemeint, wenn von „XTC“ oder einfach „E“ die Rede ist. „Molly“ ist eine pulverförmige Variante von Ecstasy, „Cadillac“ und „Emma“ haben eine kristalline Struktur.
Etwa jede 30. Person aus Deutschland im Alter zwischen 18 und 64 Jahren hat bereits einmal Amphetamine und / oder Ecstasy konsumiert. Der Reinheitsgehalt von im Handel befindlichen Amphetaminen liegt zwischen 10 und 80 %, was eine genaue Dosierung beinahe unmöglich macht. Der MDMH-Gehalt in Ecstasy-Pillen ist häufig unbestimmt und dadurch gefährdend. Die weitaus größten Mengen an Amphetaminen und Ecstasy kommen aus den Niederlanden nach Deutschland.
Amphetamin wurde 1887 erstmals von dem Chemiker Lazăr Edeleanu synthetisiert. 1930 kam es unter dem Namen Benzedrin® als freiverkäufliches Schnupfen- und Asthmamittel auf den Markt – die stimulierende Wirkung nahm man nebenbei wohlwollend in Kauf. Sogar das 1934 entwickelte, viel stärker wirksame Methamphetamin (heute als Crystal Meth bekannt) war unter der Markenbezeichnung Pervitin® für jedermann erhältlich. Erst als sich das hohe Abhängigkeitspotenzial von Amphetaminen nicht mehr leugnen ließ, schränkte man ihren Verkauf ein.
Bereits 1944 wurde Methylphenidat (RitalinR) erstmals synthetisch hergestellt. Wie andere Amphetaminverbindungen mindert es die Müdigkeit und steigert die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit. Zum Einsatz kommt das Medikament bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Kritisiert werden seit den 80er Jahren die hohen Verordnungszahlen an Kinder wie eine leichtfertige Diagnosestellung.
Seitdem ist die Substanz weltweit als Medikament in Gebrauch, wird aber auch illegal gehandelt. Im Leistungssport werden Amphetamine trotz strikten Verbots weiterhin als Dopingmittel genutzt.
Ecstasy ist ein Amphetaminderivat, das auf dem Hauptwirkstoff MDMA basiert und 1912 von der Firma Merck patentiert wurde. Zunächst setzte man es medizinisch als Appetitzügler sowie in der Psychotherapie zur Steigerung der Kontaktfreudigkeit ein. Seit den 1980er-Jahren wurde der Substanzname MDMA synonym mit dem Begriff Ecstasy verwendet, obwohl Ecstasy-Pillen manchmal kaum MDMA enthalten. Die starke Verbreitung der Droge begann in den 1990er-Jahren mit der Techno-Bewegung, die ihre Raves als tagelange Tanzveranstaltungen zelebrierte.
Außerhalb der legalen ärztlichen Verordnung werden Amphetamine in Form eines weiß bis gelblich aussehenden, kristallinen Pulvers oder als Paste, seltener auch als Kapseln bzw. Dragees verkauft. Das Pulver wird zumeist gesnieft. Manche Konsumierenden rauchen es, reiben es in die Mundschleimhaut ein, lösen es in Getränken auf oder schlucken es als „Bombe“. Sehr selten wird Speed in Wasser gelöst und dann gespritzt. Ecstasy ist fast ausschließlich als bunte und charakteristisch geformte Pillen zur oralen Einnahme im Umlauf. Seltener wird die Hauptsubstanz MDMA aufgelöst und getrunken, als Pulver gesnieft („Molly“) oder als „Bombe“ wie Amphetamine (s. o.) geschluckt. MDMA-Kristalle, die allgemein als die reinste Form von Ecstasy angesehen werden, dippt man mit dem angefeuchteten Finger direkt aus dem Tütchen.
… sind alle Amphetamine Stoffe, die aus der Muttersubstanz Phenylethylamin synthetisiert wurden. Durch die Variation chemischer Gruppen ist eine ganze Vielzahl von Varianten möglich. Bei diesen sogenannten Designerdrogen wird die chemische Struktur nur geringfügig geändert. In der Regel ist das weiße bis gelbliche Pulver eine Mischung verschiedener psychoaktiver Wirkstoffe. Um das Volumen und damit die Gewinnspanne zu erhöhen, strecken Händler die Grundsubstanz mit nicht psychoaktiven Substanzen wie Milchzucker oder psychoaktiven Substanzen wie Schmerzmitteln. In beschlagnahmten Proben fand man außerdem weitere Stimulanzien, z. B. das hochwirksame Methamphetamin (Achtung Überdosierungsgefahr!) sowie meist Ephedrin und Koffein. Der Anteil an Amphetamin kann also extrem schwanken. Die chemische Summenformel von reinem Amphetamin lautet C9 H13 N. Ecstasy ist ein Amphetaminderivat (früher nur MDMA, später sehr variantenreich) aus der Gruppe der Entakto gene, die in ihrer Wirkung zwischen Halluzinogenen und Amphetaminen stehen. Je nach Produktionsverfahren können giftige Substanzen enthalten sein. Und als Streckmittel sind Amphetamine beliebt, was die Gefahr einer Überdosierung birgt. Die chemische Summenformel der Grundsubstanz MDMA lautet C11 H15 NO2 .
Amphetamine und Ecstasy regen an bestimmten Rezeptoren im Gehirn die Ausschüttung der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin („Glückshormone“) an. Der Körper reagiert darauf mit einem Gefühl der Euphorie. Selbstwertgefühl, Berührungsempfinden und Konzentration steigen, während die Hemmschwelle sinkt. Der daraus resultierende extreme Aktivitäts- und Rededrang kann für nüchterne Anwesende überaus anstrengend sein. Pulsfrequenz, Blutdruck, Herzschlag und Körpertemperatur steigen ebenfalls, Bronchien und Pupillen weiten sich. Hunger, Durst und Müdigkeit werden unterdrückt, während das Sexualbedürfnis deutlich zunimmt.
Die Wirkung von Speed („Kick“) setzt beim Sniefen nach ca. 4–15 Minuten ein, beim Schlucken nach 30–45 Minuten, gespritzt innerhalb weniger Sekunden. Sie ist stark vom „Set und Setting“ des Konsums abhängig, also davon, in welchem Zustand und welcher Umgebung man sich befindet. Je nach Konsumform kann die Wirkung zwischen 4 und 12 Stunden anhalten, in Ausnahmefällen auch länger. Ecstasy hat wegen der vielen im Umlauf befindlichen Mixturen eine unvorhersehbare Wirkung. Bei Einnahme sind erste Reaktionen nach 20–60 Minuten zu spüren, beim Sniefen bereits innerhalb weniger Minuten. Weil der Effekt von gesnieftem Ecstasy bereits nach 1–3,5 Stunden abklingt (bei Einnahme erst nach 6–30 Stunden), ist die Gefahr einer Überdosierung sehr hoch. Beide Drogenarten haben eine Halbwertszeit von 7–24 Stunden. Im Urin sind ihre Bestandteile bis zu 4 Tage nachweisbar, im Blut bis zu 24 Stunden und in den Haaren noch Monate später.
Speed und Ecstasy weisen ein hohes psychisches Abhängigkeitspotenzial auf. Das bedeutet, dass Konsumierende aus Sehnsucht nach den angenehmen Effekten immer wieder zur Droge greifen. Besonders Personen mit Selbstwertproblemen flüchten sich in die künstliche Welt von Kontaktfreudigkeit, gutem Ich-Gefühl und scheinbar unendlicher Energie. Eine körperliche Abhängigkeit ist nur beim intravenösen Speedkonsum bekannt mit Entzugserscheinungen wie Zittern und Schwitzen.
Durch den schnellen Aufbau einer Toleranz wird außerdem entweder die Dosis gesteigert oder zu einer intensiver wirkenden Konsumform (Sniefen statt Schlucken und bei Amphetamin: Spritzen statt Sniefen) gewechselt.
Entzugssymptome zeigen sich vorwiegend psychisch, bei Speed häufig als Niedergeschlagenheit, Depression, Stimmungsschwankungen, Ideenlosigkeit und Angststörungen. Ein „Ecstasy-Kater“ kann mit ähnlichen Symptomen durchaus mehrere Tage andauern. Körperliche Symptome wie Zittern und Schwitzen können nach intravenösem Speedgebrauch auftreten. Im Vordergrund steht die schon erwähnte extreme Gefahr, in eine psychische Abhängigkeit zu geraten.
Amphetamin und Ecstasy gaukeln dem Körper eine enorme Leistungsfähigkeit vor, führen ihm aber keine Energie zu – sie sind wie eine „Peitsche für ein müdes Pferd“. Dadurch besteht für den Konsumenten grundsätzlich die Gefahr, sich weit über seine Grenzen hinaus zu belasten. Sporttreibende führen dann Bewegungen aus, die das Verletzungsrisiko erhöhen, oder trainieren so extrem, dass sie vor Erschöp→ Halbwertszeit: Zeitspanne, innerhalb derer sich die Konzentration einer Substanz z. B. im Blut um die Hälfte verringert → Toleranz: Verringerte Empfindlichkeit auf eine Substanz durch wiederholten Konsumfung und Dehydration zusammenbrechen; Partygänger:innen tanzen bis zum Überhitzungsschock oder Kreislaufkollaps. Typisch ist eine totale Verkrampfung der Kiefermuskulatur, die soge nannte „Kieferklemme“. Durch fehlendes Hungergefühl kann es zu Mangelernährung kommen. Im schlimmsten Fall können die Nieren versagen, es kommt zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auf seelischer Ebene stellen sich manchmal Gereiztheit, Unruhe und Nervosität oder eine depressive Verstimmung ein; ebenso häufig sind aber auch starke Aggressionen, und Halluzinationen („Horrortrips“) sowie Verfolgungsangst durch paranoide Wahnvorstellungen („Amphetaminpsychose“).
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich beim Sniefen mit scharfkantigen Röhrchen an der Naseninnenseite zu verletzen. Injektionen mit fremden Spritzbestecken gehen stets mit einem sehr hohen Risiko von HIV- und HepatitisInfektionen einher. Weil die sexuelle Hemmschwelle sinkt, kommt es außerdem gehäuft zu ungeschützten (oder ungewollten!) Sexualkontakten – mit allen Risiken von HIV-Infektion bis Schwangerschaft.
Der Dauergebrauch von Amphetaminen und Ecstasy zieht unweigerlich Folgeschäden nach sich:
…mit Alkohol:
Beides entzieht dem Körper Flüssigkeit; Gefahr der Dehydration!
…mit Kokain:
Kokain hebt die Wirkung speziell von Ecstasy auf, reagiert aber auch mit der Substanz. Gefahr des Gefühls innerer Zerrissenheit und Ziellosigkeit!
…mit Cannabis:
Hohe Kreislaufbelastung!
…mit Heroin:
Heroin überdeckt die Wirkung von Speed und Ecstasy; hohe Kreislaufbelastung und Gefahr von Überdosierung!
ACHTUNG:
Für Patientinnen und Patienten, die MAO-Hemmer, Betablocker, Ritalin® oder Antidepressiva einnehmen müssen, entsteht beim Konsum von Amphetaminen und Ecstasy durch unkontrollierte Wechselwirkungen bzw. Überdosierungen akute Lebensgefahr!
Amphetamine und Ecstasy haben völlig zu Unrecht ein beinahe harmloses Image. Beide gelten als „spaßmachende Partydrogen“ und Amphetamine zudem als adäquates Mittel, um die sportliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Dabei bergen beide Substanzgruppen enorme gesundheitliche Risiken und vor allem ein großes Abhängigkeitspotenzial. Ist eine konsumierende Person bereits abhängig, gelingt der Entzug am besten unter professioneller ärztlicher Betreuung. Es ist sehr sinnvoll, sich auch nach dem (ambulanten oder stationären) Akut-Entzug therapeutisch begleiten zu lassen, etwa im Rahmen einer Gruppe. Erste Ansprechperson für den Entzug ist eine Suchtberatungsstelle oder der Hausarzt/die Hausärztin bzw. jede suchtmedizinische Ambulanz.
Andere trinken Kaffee auf der Arbeit, Chloe* zieht eine Line Speed. Stündlich geht sie deswegen heimlich auf die Toilette – eine der Nebenwirkungen von ihrem Speed-Konsum. Niemand aus ihrem Umfeld weiß, dass sie drogensüchtig ist, obwohl sie sich ihren Alltag aktuell nicht ohne vorstellen kann. Expert:innen und ehemalige Süchtige erzählen Chloe von ihren Erfahrungen und Lisa-Sophie möchte wissen, was das mit ihr macht. Chloes Reaktionen gibt es in diesem Frage-Special.
Wichtiger Hinweis: Diese Texte dienen lediglich der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Wenn Fragen zu psychischen Erkrankungen auftauchen, sollte ein Facharzt oder Psychotherapeut kontaktiert werden.
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