Arbeitssucht, auch bekannt als Workaholismus, ist eine Verhaltenssucht, die durch ein exzessives und zwanghaftes Bedürfnis nach Arbeit gekennzeichnet ist. Betroffene investieren übermäßig viel Zeit und Energie in ihre Arbeit, oft auf Kosten ihrer Gesundheit, Beziehungen und anderer wichtiger Lebensbereiche. Im Gegensatz zu Menschen, die einfach nur viel arbeiten, geht es bei Arbeitssüchtigen nicht um Freude an der Arbeit oder den Wunsch nach Erfolg, sondern um einen inneren Zwang, der schwer zu kontrollieren ist.
Merkmale der Arbeitssucht
- Exzessives Arbeiten: Betroffene arbeiten weit über das normale Maß hinaus und vernachlässigen dabei andere wichtige Lebensbereiche.
- Zwanghaftes Verhalten: Es besteht ein innerer Drang zu arbeiten, der schwer zu unterdrücken ist. Selbst wenn Betroffene sich vornehmen, weniger zu arbeiten, gelingt es ihnen oft nicht.
- Kontrollverlust: Betroffene haben keine Kontrolle mehr über ihr Arbeitsverhalten. Sie können nicht aufhören zu arbeiten, selbst wenn sie erschöpft oder krank sind.
- Starke Beschäftigung mit der Arbeit: Die Gedanken kreisen ständig um die Arbeit, auch in der Freizeit.
- Vernachlässigung anderer Lebensbereiche: Hobbys, soziale Kontakte, Familie und Gesundheit werden zugunsten der Arbeit vernachlässigt.
- Negative Gefühle bei Nichterreichbarkeit: Wenn Betroffene nicht arbeiten können oder von der Arbeit abgelenkt werden, können negative Gefühle wie Unruhe, Reizbarkeit, Schuldgefühle oder Angst auftreten.
- Perfektionismus: Oftmals streben Arbeitssüchtige nach übertriebener Perfektion in ihrer Arbeit.
- Geringes Selbstwertgefühl: Das Selbstwertgefühl wird oft stark an die Leistung im Beruf gekoppelt.
Ursachen der Arbeitssucht
Die Ursachen der Arbeitssucht sind vielfältig und komplex. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren zusammenwirken können:
- Persönlichkeitsfaktoren: Perfektionismus, Leistungsorientierung, geringes Selbstwertgefühl, Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen.
- Psychische Faktoren: Stress, Angst, Depressionen, das Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung.
- Soziale Faktoren: Leistungsdruck im Beruf, hohe Erwartungen des Umfelds, gesellschaftliche Ideale von Erfolg und Leistung.
- Familiäre Faktoren: Vorbilder in der Familie, in der Arbeit einen hohen Stellenwert hatte.
Folgen der Arbeitssucht
Arbeitssucht kann schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben:
- Gesundheitliche Probleme: Erschöpfung, Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Beschwerden, Burnout, Depressionen, Angststörungen.
- Soziale Probleme: Beziehungsprobleme, Konflikte in der Familie, soziale Isolation, Verlust von Freundschaften.
- Berufliche Probleme: Obwohl Arbeitssüchtige viel arbeiten, kann ihre Leistung langfristig durch Überlastung und Erschöpfung leiden. Es kann zu Fehlern, Konzentrationsschwierigkeiten und einer geringeren Produktivität kommen.
Unterscheidung zwischen viel Arbeit und Arbeitssucht
Nicht jeder, der viel arbeitet, ist automatisch arbeitssüchtig. Der Unterschied liegt im Zwanghaften und im Kontrollverlust. Menschen, die viel arbeiten, tun dies oft aus Freude an der Arbeit, aus Verantwortungsgefühl oder um bestimmte Ziele zu erreichen. Sie sind aber in der Lage, ihre Arbeit zu dosieren und auch andere Lebensbereiche zu pflegen. Arbeitssüchtige hingegen können ihr Arbeitsverhalten nicht mehr steuern und leiden unter den negativen Folgen.
Hilfe bei Arbeitssucht
Arbeitssucht ist behandelbar. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die Betroffenen helfen können:
- Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie, Stressmanagement-Training.
- Selbsthilfegruppen: Gruppen für Betroffene und Angehörige.
- Beratungsstellen: Suchtberatungsstellen, psychologische Beratungsstellen.
Wichtige Punkte
- Arbeitssucht ist eine ernstzunehmende psychische Störung.
- Betroffene sollten sich nicht schämen, Hilfe zu suchen.
- Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Wo man Hilfe findet
- Hausarzt: Der Hausarzt kann eine erste Anlaufstelle sein und an Spezialisten weitervermitteln.
- Psychotherapeuten: Psychotherapeuten mit Erfahrung im Bereich Suchterkrankungen können helfen.
- Suchtberatungsstellen: Diese bieten kostenlose und anonyme Beratung für Betroffene und Angehörige.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.