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Cannabis

Cannabis ist das weltweit nach Alkohol und Nikotin am weitesten verbreitete Rauschmittel. Die Cannabispflanze gehört zur Gattung der Hanfgewächse (Cannabaceae). Ihre Inhaltsstoffe haben eine Vielzahl von Wirkungen auf den menschlichen Körper. Während Cannabis häufig zur Rauscherzeugung konsumiert wird, hat auch die Medizin Cannabis als Heilmittel (wieder-)entdeckt. Geschichte & Herkunft Cannabis besitzt vor allem in China eine jahrtausendealte Tradition als Nutz- und Heilpflanze und gehört zu den ältesten bekannten Rauschmitteln. Vermutlich über Indien gelangte die Pflanze in den Mittleren und Nahen Osten und breitete sich schließlich über Europa bis nach Nord- und Südamerika aus. Mit der weiteren Verbreitung traten ihre psychoaktiven Eigenschaften jedoch immer mehr in den Vordergrund – etwa in islamisch geprägten Regionen, in denen ein striktes Alkoholverbot galt. In Europa, wo man Hanf bislang hauptsächlich zur Fasergewinnung genutzt hatte, verlief die Karriere von Cannabis ähnlich. Nachdem es lange Zeit erfolgreich als Medizin eingesetzt worden war, wurde die Rauschwirkung bestimmter Sorten auch hierzulande bekannt – und ihr Verkauf prompt verboten. Mit der Hippiebewegung der späten 1960er-Jahre trat die Droge trotz weitreichender Verbote einen regelrechten Siegeszug an.

Daten auf europäischer Ebene zeigen: Gut jede sechste erwachsene Person konsumiert Cannabis. In Deutschland werden jährlich um die 164.000 Verfahren registriert, die in Zusammenhang mit dem Besitz von bzw. Handel mit Cannabis stehen.

Cannabisprodukte raucht („kifft“) man zumeist mit Tabak als sogenannten Joint. Außerdem werden sie in Shishas oder Bongs geraucht. Sie leiten den Rauch durch Wasser, wodurch er abkühlt und sich in der Lunge milder anfühlt. Seit einigen Jahren sind zusätzlich E-Shishas und Vaporizer auf dem Markt. Ihr Vorteil liegt darin, dass die Substanzen darin nur erhitzt werden, statt gesundheitsschädigend zu verbrennen. Mit Butter oder Öl, in dem man zuvor die Wirkstoffe ausgelöst hat, reichert man Kekse („Space Cookies“), Kuchen oder Getränke an. Haschisch-Öl wird meist auf Zigaretten geträufelt oder mit Speisen oder Getränken vermischt.

  • Marihuana (Gras, Weed, Pot): getrocknete Pflanzen teile – zumeist Blüten – der weiblichen Hanfpflanze. THC-Gehalt*: 7–11 %, manche Treibhauszüchtungen 20 % und mehr
  • Haschisch (Hasch, Shit, Dope, Piece): zu braunen, harten Platten gepresstes Harz weiblicher Hanfblüten. THCGehalt*: 11–19 %, maximal 30 %
  • Haschisch-Öl (Haschöl, THC-Öl): dickflüssiger Extrakt aus dem Harz weiblicher Hanfblüten. THC-Gehalt*: teilweise über 70 %!

… enthält die Cannabispflanze über 80 verschiedene Cannabinoide, von denen einige psychoaktive Wirkung besitzen. Das bekannteste davon ist das Tetrahydrocannabinol (THC). Seine chemische Summenformel lautet C21 H30 O2 . Ein weiteres wichtiges Cannabinoid ist das Cannabidiol (CBD). Dieses hat kaum psychoaktive, dafür jedoch u.a. krampflösende, schmerzstillende, entzündungshemmende und übelkeitslindernde Eigenschaften. Seine chemische Summenformel lautet ebenfalls C21 H30 O2 (es ist ein sogenanntes Isomer des THC). Je nach Pflanzensorte überwiegt mal die THC- und mal die CBD-Wirkung.

Cannabis gelangt entweder durch Rauchen über die Lunge oder durch Essen über den Darm in den Blutkreislauf. Erreichen die Cannabinoide das sogenannte Endocannabinoidsystem im Gehirn, docken sie dort an spezielle Rezeptoren an. Dadurch wird u.a. die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin (unser „Glückshormon“) im Belohnungszentrum des Gehirns angeregt. Die Folge sind je nach Cannabissorte sowie „Set und Setting“ ein entspanntes Wohlgefühl, gehobene Laune, veränderte akustische und optische Sinneswahrnehmungen, besondere sexuelle Empfindsamkeit oder gesteigerte Kreativität. Es kann außerdem zu regelrechten Hungerattacken kommen.

Wirkungsdauer

Beim Rauchen (große Anteile des THCs verbrennen): maximale Wirkung nach ca. 15 Minuten, Abklingen des Rauschs meist nach 2–3 Stunden. Beim Essen/Trinken (THC bleibt vollständiger erhalten und wird je nach Füllungsgrad des Magens, Körpergewicht und Allgemeinzustand langsamer aufgenommen; danach wird das THC in der Leber teilweise unwirksam gemacht, bevores das Gehirn erreicht): plötzlicher Wirkungseintritt erst nach 30–90 Minuten, Abklingen des Rauschs oft erst nach über 5 Stunden. Synthetische Cannabinoide: Je nach Stoff sehr unterschiedlich.

Nachweisbarkeit

Die Nachweisbarkeitsdauer ist abhängig von Konsummenge und -häufigkeit, von der körperlichen Verfassung der getesteten Person und von der Zeit, die zwischen letztem Konsum und Drogentest vergangen ist. Ungefähr kann man sagen, dass sich THC im Blut bis zu 3 Tage und THC-Carbonsäure im Urin über 30 Tage lang feststellen lässt. Haarproben sind noch nach mehreren Monaten verräterisch.

Spice, Räuchermischung, Bonzai

Diese noch relativ neuen Mischungen aus pflanzlichen und synthetisch hergestellten Cannabinoiden ahmen die THC- Wirkung nach. Sie tauchen in immer wieder neuen Zusammensetzungen auf. Ihre völlig unberechenbare Wirkung kann die von natürlichem THC um das bis zu 100-Fache übersteigen!

Derzeit wird Cannabis als Heilpflanze wieder entdeckt. Erste Gesetzesänderungen zur Legalisierung haben bereits stattgefunden. Patientinnen und Patienten, die sogenanntes „Medizinal-Cannabis“ über die Apotheke beziehen, werden nicht strafrechtlich belangt. Als medizinische Indikationen für eine cannabisgestützte Therapie gelten aktuell z. B. Spastiken (Krämpfe) bei Multipler Sklerose, Epilepsie, ADHS bei Erwachsenen, Morbus Parkinson, AIDS sowie Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit im Rahmen einer Chemotherapie bei Krebserkrankungen. Hinweise auf eine Wirkung liegen auch für chronische und nervlich bedingte Schmerzen, manche Formen der Depression, das Tourette-Syndrom, das Glaukom und chronisch entzündliche Darmerkrankungen vor.

Wie bei den meisten Substanzen, die in die körpereigene Chemie eingreifen, kann sich auch bei regelmäßigem Cannabiskonsum eine Toleranz entwickeln. Man benötigt dann für einen Rausch größere Mengen. Möglich ist eine psychische Abhängigkeit, denn die vermehrte Ausschüttung von Dopamin führt meist zu sehr angenehmen Effekten, die man gern wiederholt erleben möchte. Direkte körperliche Abhängigkeiten sind kaum zu erwarten, jedoch kann innerhalb von 48 Stunden das sogenannte Cannabis-Entzugssyndrom auftreten. Es besteht aus mindestens zwei psychischen Beschwerden  sowie mindestens einem weiteren, sogenannten vege tativen Symptom. 

ACHTUNG

Synthetische Cannabinoide haben im Gegensatz zu ihren natürlichen Verwandten ein starkes Abhängigkeitspotenzial! Schon wenige Anwendungen können zu einer Toleranzentwicklung führen. Allein schon deshalb sind synthetische Cannabinoide in keinem Fall eine gangbare Alternative zum Konsum von herkömmlichen Cannabisprodukten!

Zu den akuten Negativ-Effekten eines Cannabisrauschs gehören verminderte Reaktion und Merkfähigkeit, Übelkeit, Kältegefühl, starker Speichelfluss, verschwommenes Sehen, depressive Verstimmung, Angstgefühle, Herzpochen, Blutdruckabfall, Schwindel, Erinnerungslücken und Orientierungslosigkeit. Die Fähigkeit zu klarem Denken und sinnvollem Handeln ist eingeschränkt. Berauschte Personen sollten deshalb niemals Fahrzeuge oder Maschinen bedienen – und selbstverständlich keine Verantwortung für Kinder oder Tiere übernehmen!

Gehirn

Cannabis-Dauergebrauch beeinträchtigt die Gehirn leistung. Wird der Konsum eingestellt, gehen diese Effekte jedoch meist wieder zurück.

Lunge

Wird Cannabis mit Tabak geraucht (auch in Shishas oder Bongs!), steigt das Risiko von Lungenfunktionsstörungen und Krebserkrankungen.

Herz-Kreislauf-System

Bestehende Herzprobleme können sich im Einzelfall verschlechtern, weil Cannabinoide manchmal die Herzfrequenz erhöhen.

Psyche

Bestehende psychische Erkrankungen können sich bei hochgradigem Cannabiskonsum verschlimmern, schlummernde Psychosen neu ausbrechen.

Schwangerschaft

Weil die Schwangerschaft eine empfind liche Phase für die Gehirnentwicklung des Ungeborenen ist, sollte Cannabis wie Alkohol und jede andere Droge gemieden werden.

Sexualität

Cannabis kann sexuell stimulierend wirken, während gleichzeitig die Hemmschwelle sinkt. Nur Kondome schützen vor HIV- oder Hepatitis-Infektionen sowie Geschlechtskrankheiten und unerwünschter Schwangerschaft!

Soziale Folgen

Cannabiskonsum ist in Deutschland (noch) stark kriminalisiert. Wird man mit sogenannten „nicht geringen“ Mengen Cannabis oder sogar beim Dealen (Verkaufen) erwischt, sind Geld- und Haftstrafen sowie der Verlust des Führerscheins zu erwarten. Das kann zu großen Problemen in Schule, Beruf und Elternhaus führen. Zahlreiche Initiativen aus Justiz, Politik und Fachverbänden fordern daher eine kontrollierte Entkriminalisierung. Denkbar wäre hier z. B. die legale, aber regulierte Abgabe geringer Cannabismengen an Erwachsene.

Verschiedene Risiken des Cannabiskonsums entstehen hauptsächlich dadurch, dass gleichzeitig andere Rausch mittel eingenommen werden. Fatale Mischungen sind z. B.:

Cannabis und Nikotin

Das Nikotin unterdrückt die THC-Wirkung, während THC die Nikotinwirkung bis hin zu toxischen Effekten steigert. Gefahr von Übelkeit, Erbrechen und Atemwegserkrankungen! Gleichzeitig erhöhtes Abhängigkeitspotenzial im Vergleich zum reinen Cannabiskonsum.

Cannabis und Ecstasy

Cannabis kann die Ecstasy-Wirkung dämpfen – aber auch genau das Gegenteil bewirken. Dann kann es zu heftigen Halluzinationen und Bewegungseinschränkungen kommen. Akute Gefahr durch Austrocknung und Überhitzung! 

Cannabis und Amphetamine, Kokain und Crystal Meth

Extreme Belastung von Herz und Kreislauf durch die teilweise entgegengesetzte Wirkung der Substanzen! Bei dauerhaftem Konsum Risiko einer Angststörung oder Psychose.

Cannabis und Alkohol

Gefahr von starker Übelkeit und Erbrechen.

Cannabis und Halluzinogene (LSD, Psilocybin aus „Psychopilzen“ / „Magic Mushrooms“)

Gefahr der Auslösung und Intensivierung psychotischer Zustände durch gegenseitige Verstärkung!

Wichtiger Hinweis: Diese Texte dienen lediglich der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Wenn Fragen zu psychischen Erkrankungen auftauchen, sollte ein Facharzt oder Psychotherapeut kontaktiert werden.

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