kopfnuss

von menschen für menschen

Kokain, Crack & Freebase

Die nach Cannabis und Amphetamin oder Ecstasy/MDMA am häufigsten in Deutschland konsumierten illegalen Drogen. Tatsächlich wird hierzulande so viel Kokain konsumiert, dass es anhand seines Abbauprodukts Benzoylecgonin ohne weiteres im Wasser unserer Flüsse nachweisbar ist. Grundsubstanz für die Gewinnung sind die Blätter des südamerikanischen Kokastrauchs. Crack und Freebase sind feststoffliche Mischungen aus dem Salz des Kokains und Natron bzw. Ammoniak. Der Name „Crack“ stammt von dem knackenden Geräusch, das die Körnchen beim Verbrennen machen. Crack und Freebase gehören zu den am schnellsten abhängig machenden Substanzen.

Das Durchschnittsalter deutscher Kokainkonsumenten liegt bei knapp über 31 Jahren. Europaweit gesehen, erfolgen die meisten illegalen Kokainlieferungen über die Seehäfen Algeciras (Spanien), Rotterdam (Niederlande) und Antwerpen (Belgien). In Deutschland gehandeltes Kokain stammt zumeist aus den Niederlanden.

Der immergrüne Kokastrauch (Erythroxylon coca) wurde in Südamerika vermutlich schon 2500 v. Chr. als Kulturpflanze angebaut. Noch heute werden seine Blätter in der Andenregion als Genussmittel gekaut, da sie neben der anregenden und appetitzügelnden Wirkung auch wichtige Nährstoffe liefern. Infolge der spanischen Eroberungszüge kam die Pflanze auch nach Europa und in die restliche Welt. Die chemische Isolation des reinen Kokains gelang zuerst Mitte des 19. Jahrhunderts. Der deutsche Chemiker Albert Niemann stellte dabei fest, dass es nicht nur die allgemeine Leistung steigert, sondern auch lokal anästhesiert. Schon bald wurde die Substanz bei Operationen zur Betäubung sowie zur Behandlung von Morphinabhängigkeit und gegen Depressionen eingesetzt. In seinem Werk „Über Coca“ äußert sich z. B. der bekannte Psychiater Sigmund Freud begeistert über die psychotropen Effekte des Stoffs.

Gegen 1885 setzte ein Getränkehersteller Kokain einer kohlen säurehaltigen Limonade zu, nannte sie Coca Cola und verkaufte sie in dieser Rezeptur bis 1906 höchst erfolgreich als Allheilmittel.

Erst nachdem zahlreiche tödliche Vergiftungsfälle bekannt geworden waren, verbot man es 1914 als Zutat in Getränken und rezeptfreien Arzneien. Die deutsche Karriere von reinem Kokain als Rauschmittel begann in den 1920erJahren. Die 1980erJahre waren die Geburtsstunde von Crack und Freebase, zwei hochwirksamen und nochmals gefährlicheren Sonderformen von Kokain. Mittlerweile wird Kokain über beinahe alle Bevölkerungs und Altersschichten hinweg konsumiert, während das billigere und schneller wirksame Crack hauptsächlich in schwächeren Sozialstrukturen populär ist.

Kokain ist ein farbloses, in seiner kristallinen Form weiß aussehendes Pulver. In der Szene nennt man es meist „Schnee“ oder „Koks“. Am gebräuchlichsten ist das Schnupfen durch die Nase. Dabei wird eine zu einer dünnen Linie geformte Menge des Pulvers durch ein Röhrchen oder einen gerollten Geldschein in die Nase gezogen („gesnieft“). Selten wird es geschluckt oder – in Wasser aufgelöst – intravenös injiziert . Das Spritzen wird häufig unter Heroinsüchtigen beobachtet. Crack und Freebase sind kleine, gelbliche Körnchen („Steine“/ „Rocks“). Sie werden zumeist in speziellen Pfeifen oder Zigaretten geraucht, selten auf Alufolie erhitzt und inhaliert.

… ist Kokain ein Alkaloid der Kokapflanze. Die Blätter enthalten bis zu 1% des Stoffs. Durch Extraktion wird dieser Prozentsatz zunächst erhöht; danach finden unter Zugabe verschiedener chemischer Substanzen Reaktionen statt, an deren Ende das bekannte farblose, wasserlösliche und extrem bitter schmeckende Pulver steht. Die chemische Summenformel dieses Kokainhydrochlorids lautet C17 H21 NO4 · HCl. Crack ist eine rauchbare Sonderform von Kokain, dem durch die Verkochung von Kokainhydrochlorid mit Natron das Chlorid Ion entzogen wurde. Übrig bleibt ein weiß, rosa oder gelblich aussehender Feststoff, der nicht wasserlöslich ist und bei 96 °C verdampft. Eine Sonderform von Crack, Freebase, wird mithilfe organischer Lösungsmittel obendrein von Streckmitteln „befreit“. Dadurch ist es reiner, also noch gefährlicher als Crack.

Alle drei Substanzen binden an spezialisierte Rezeptoren im Körper. Dort regen sie eine vermehrte Ausschüttung der körpereigenen Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin („Glückshormone“) an. Dadurch kommt es zu einer heftigen Stimulation des Zentralnervensystems mit gesteigerter Wachheit, einem Eindruck von Allmacht und kurzzeitiger Euphorie. Gleichzeitig fühlt sich der Konsument selbstbewusster; soziale und sexuelle Hemmungen werden weitgehend ausgeschaltet, ebenso wie das natürliche Hungergefühl. Auf körperlicher Ebene machen sich Hyperaktivität mit starkem Redebedürfnis und ein Anstieg von Puls und Atemfrequenz sowie der Körpertemperatur bemerkbar. Der Grund hierfür ist die Verengung der Blutgefäße. Das Ausmaß dieser aufputschenden hängt von vielen Faktoren ab, z. B. von der Qualität der Substanz, dem Körpergewicht und dem körperlichen Allgemeinzustand des Konsumenten sowie von der Konsumform.

Wirkungsdauer

Wird Kokain geschnupft, setzt die Wirkung (Flash/Kick) nach wenigen Minuten ein, beim Spritzen nach wenigen Sekunden. Nach 30–60 Minuten ist die maximale Konzentration im Blut erreicht; die Wirkung hält höchstens bis zu einer Stunde an. Crack und Freebase werden beim Rauchen inhaliert und gelangen über die Atemluft sofort ins Blut, weshalb die Substanzen quasi augenblicklich mit voller Wucht wirken. Der Rauschzustand hält nur 5–10 Minuten an. Ganz charakteristisch ist bei allen drei Drogen der phasenweise Verlauf des Rauschs. Nach kurzer Euphorie können, vor allem bei wiederholtem Gebrauch, rasch negative Effekte in den Vordergrund treten. Möglich sind z. B. ängstliche Stimmung, paranoide Zustände mit optischen oder akustischen Halluzinationen , Niedergeschlagenheit, Müdigkeit und Erschöpfung. Manche Konsumenten werden von Schuldgefühlen und sogar Suizidgedanken heimgesucht.Weil diese unangenehmen Empfindungen so kurz auf diejenigen folgen, die als positiv erlebt werden, ist die Gefahr hoch, bald zur nächsten Dosis zu greifen.

Nachweisbarkeit

Die Halbwertszeit von Kokain, Crack und Freebase beträgt jeweils 2–5 Stunden. Im Blut sind sie bzw. ihre Abbau produkte bis zu 24 Stunden, im Urin 2–4 Tage und in Haarproben mehrere Monate lang nachweisbar – auch bei nur einmaligem Gebrauch.

Sowohl Kokain als auch Crack und Freebase besitzen ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial. Einen sicheren Konsum gibt es nicht! Während die Abhängigkeit bei Kokain fast ausschließlich psychisch ist, sind bei Crack und Freebase durchaus auch körperliche Entzugssymptome zu erwarten. Trotzdem ist der psychische Teil der Abhängigkeit deutlich schwerer zu behandeln als der körperliche. Zunächst bildet sich wie bei fast jeder Suchtsubstanz nach nur wenigen Malen des Gebrauchs eine Toleranz aus. Um dieselben Effekte zu erreichen und Entzugssymptome zu vermeiden, muss die Dosis dann immer weiter gesteigert werden – mit allen negativen Folgen. Vor allem bei Personen, die die Wirkung des Rauschmittels suchen, überwiegt die psychische Komponente der Abhängigkeit. Sie genießen das kurzzeitige Ausschalten ihrer Schüchternheit, von Alltagsproblemen oder Minderwertigkeitsgefühlen. Kehrt die Wahrnehmung der Realität dann innerhalb kürzester Zeit zurück, flüchten sie häufig in den nächsten Rausch. Grundsätzlich sind zwei Formen des chronische Konsums zu unterscheiden. Beim episodische Konsum wird eine (meist hohe) Dosis so lange eingenommen, bis totale Erschöpfung eintritt oder der Vorrat aufgebraucht ist. Danach folgen meist mehrere „nüchterne“ Tage. Kontinuierlicher Konsum geht mit sehr regelmäßigem, meist täglichem Gebrauch der Droge einher; hier steht die Vermeidung von Entzugssymptomen im Vordergrund.

Psychische Entzugserscheinungen (bei Kokain, Crack & Freebase)

  • Dermatozoenwahn: Gefühl von unter der Haut krabbelnden Insekten
  • Psychosen, Wahnvorstellungen und Angstzustände
  • Persönlichkeitsveränderung, z. B. mit Aggression n Extremes Substanzverlangen („Craving“)

Körperliche Entzugserscheinungen (v. a. bei Crack & Freebase)

  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Tremor (unkontrolliertes Zittern und Zuckungen; große Verletzungsgefahr!)
  • Juckreiz am ganzen Körper
  • Schüttelfrost
  • Mattigkeit und totale Erschöpfung

Der Konsum von Kokain, Crack und Freebase birgt sehr hohe Risiken. Die größte Direktgefahr neben dem extremen Abhängigkeitspotenzial geht von der Irreführung des Organismus aus: Die Drogen peitschen den Körper zwar zu Höchstleistungen an, führen ihm dabei aber keinerlei Energie zu! So werden sehr schnell alle Energiereserven verbraucht. Das rasche Nachlassen der Wirkung – bei Crack und Freebase teilweise bereits nach 15 Minuten – verführt dann dazu, immer wieder „nachzulegen“. Mit jeder Dosis steigen die Risiken. Diese totale Überbeanspruchung des Körpers kann auch bei seltenem oder nur einmaligem Konsum (besonders bei Crack und Freebase) sehr starke Nebenwirkungen haben, z. B. Krampfanfälle mit Muskelzuckungen (hohe Verletzungs gefahr!), Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, gesteigerte Aggressivität, Wahnvorstellungen, Atemver sagen durch Lähmung des Atemzentrums, Herzinfarkt, Ansteigen von Körpertemperatur und Blutdruck, Herz klopfen und Bluthochdruck oder aber Kokainschock mit starkem Blutdruckabfall, der in einem tödlichen Kreislaufzusammen bruch enden kann. Zusätzlich kann man sich beim KokainSniefen durch scharf kantige Röhrchen an der empfindlichen Naseninnenseiteverletzen. Das Injizieren der aufgelösten Substanz ist beim Gebrauch fremder Spritzen mit einem Risiko von HIV und Hepatitis Infektionen verbunden. Die herabgesetzte sexuelle Hemmschwelle begünstigt ungeschützte Sexual kontakte samt allen damit verbundenen Risiken (HIV, Hepatitis , HPV, Herpesgenitalis , Chlamydien Infektionen etc. plus ungewollter Schwangerschaft).

Bei dauerhaftem Gebrauch sind Folgeschäden möglich.

Körperliche Folgeschäden

  • Schwächung von Immunsystem, Blutgefäßen, Nerven, Leber, Herz und Nieren
  • Störungen des Menstruationszyklus bei Frauen sowie unsichere Wirkung der Antibabypille
  • Beim Sniefen von Kokain: irreversibles Brüchigwerden der Nasenscheidewand mit häufigem Nasenbluten bis hin zum Verlust des Geruchs und Geschmackssinns
  • Zahnschäden durch Calciumentzug
  • Starker Gewichtsverlust
  • Beim Crack und FreebaseRauchen: „Cracklunge“ durch Ascheablagerungen in der Lunge

Psychische Folgeschäden

  • Depression mit aggressiv reizbarer Stimmung, Angst und Verwirrtheit
  • Schlafstörungen
  • Impotenz
  • Antriebs und Konzentrationsstörungen, innere Unruhe, innere Leere
  • Persönlichkeitsveränderungen: antisoziales und narzisstisches Verhalten
  • Kokainpsychose mit paranoiden Wahnvorstellungen und Halluzinationen 

Soziale Folgeschäden

  • Strafrechtliche und finanzielle Probleme
  • Kontaktstörungen, Tendenz zur Selbstisolation

Konsum von Kokain, Crack oder Freebase in der Schwangerschaft

Alle drei Drogenarten können das Risiko für Fehl und Totgeburten sowie für Schädigungen am Ungeborenen erhöhen. Da die Wirkstoffe auch in die Muttermilch übergehen, sollten Drogen konsumierende und abhängige Mütter nicht stillen.

Werden Kokain, Crack oder Freebase zusammen mit anderen Drogen oder Suchtsubstanzen konsumiert, entstehen nochmals neue Gefahren:

…mit Alkohol:

Die Alkoholwirkung wird weniger wahrge nommen. Gefahr von Leberschäden, Selbstüberschätzung (Straßenverkehr) und Alkoholvergiftung!

…mit LSD, Ecstasy oder anderen Aufputschmitteln (Speed, Koffein, Energydrinks etc.):

Extreme Belastung des HerzKreislaufSystems. Gefahr von lebensbedrohlichem Kreislaufkollaps!

… mit Nikotin:

Starke Gefäßverengung. Schlaganfallgefahr!

…mit Cannabis:

Hohe Kreislaufbelastung, Gefahr von Angst oder Panikzuständen!

…Crack/Freebase mit Heroin (intravenös):

Sogenannter „Speedball“: Extreme Gefahr einer Überdosierung mit Herz /Lungenversagen wegen gegensätzlicher Wirkungsweise!

Patienten, die MAO-Hemmer, Betablocker oder trizyklische Antidepressiva einnehmen müssen, begeben sich beim Konsum von Kokain, Crack oder Freebase in akute Lebensgefahr. Ihnen droht eine exzessive Blutdrucksteigerung!

Vor einer Kokain oder Cracksucht ist kein Konsument geschützt! Es stimmt nicht, dass ausschließlich gutverdienende Bevölkerungsgruppen und „typische“ Berufe wie Werber, Banker oder Models Kokain konsumieren und nur „richtige Junkies “ Crack oder Freebase rauchen. Die Gefahr einer Abhängigkeit umgeht man nur durch Verzicht. Gefährdet sind alle Konsumenten, vor allem Jugendliche, die die eigene Persönlichkeit entwickeln, wie Kommunikations und Beziehungsfähigkeit, Entwicklung Sexualität und Partnerschaft, Berufsfindung und Ablösung von den Eltern sowie der Umgang mit Rauschmittel. Die Ursachen einer Suchtmittelabhängigkeit werden nicht nur von der Person bestimmt, auch von der Droge und dem sozialen Umfeld. Bedeutsam ist zudem die Leistungsanforderung im beruflichen wie im privaten Umfeld. Besteht bereits eine Abhängigkeit, wird der Entzug von Kokain, Crack oder Freebase meist durch eine Therapie (ambulant oder stationär) unterstützt. Sie umfasst Gespräche sowie verhaltenstherapeutische Maßnahmen, die zunächst in Einzelsitzungen, später im Rahmen einer Gruppe stattfinden. Erster Ansprechpartner für den Entzug ist eine Suchtberatungsstelle oder der Hausarzt bzw. jede suchtmedizinische Ambulanz. Die Hilfe der Beratungsstellen ist in der Regel kostenlos.

Deutschland ist auf Koks. Internationale Drogen-Syndikate überschwemmen den europäischen Markt mit immer mehr Kokain. Die Dealer-Gangs sind perfekt organisiert und lassen Ermittlern kaum eine Chance. Seit 2017 haben sich die Kokainreste im Berliner Abwasser verdoppelt, der Umsatz in ganz Deutschland steigt vor allem seit der Pandemie enorm. Das Suchtpotenzial der Droge wird oft unterschätzt, Verbote schrecken kaum. Die ZDFinfo-Doku zeigt, wie Kokain unser Land flutet und beleuchtet neue internationale Schmuggelrouten und -methoden, die Strafverfolgungsbehörden immer größere Probleme bereiten. Ein Indiz für die ansteigende Kokain-Welle: Obwohl die Anzahl der Kontrollen in Deutschland stagniert, hat sich die sichergestellte Menge in den letzten Jahren verdoppelt. Anfang 2021 gelang Zollfahndern im Hamburger Hafen der bisher größte Kokainfund in Deutschland und Europa: 16 Tonnen.

Wichtiger Hinweis: Diese Texte dienen lediglich der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Wenn Fragen zu psychischen Erkrankungen auftauchen, sollte ein Facharzt oder Psychotherapeut kontaktiert werden.

Skip to content