Lachgas, chemisch bekannt als Distickstoffmonoxid (N<sub>2</sub>O), ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Es wird in der Medizin, der Lebensmittelindustrie und in der Technik verwendet, hat sich aber gleichzeitig zu einer beliebten Partydroge entwickelt. Der Konsum von Lachgas aus kleinen Kapseln, die eigentlich für Sahnespender gedacht sind, birgt jedoch erhebliche Risiken und Gefahren, die oft unterschätzt werden. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die verschiedenen Aspekte des Lachgasmissbrauchs, von der Funktionsweise über die gesundheitlichen Folgen bis hin zur rechtlichen Situation und Präventionsmöglichkeiten.
Lachgas wird seit langem in der Medizin als Narkosemittel und Schmerzmittel eingesetzt, vor allem in der Zahnmedizin und bei Geburten1. Es wirkt angstlösend und schmerzlindernd, indem es die Opioidrezeptoren im Gehirn aktiviert und die Freisetzung von Endorphinen fördert2. Darüber hinaus verstärkt es hemmende Nervensignale und sorgt so für Entspannung2.
In der Zahnmedizin schätzen Ärzte die einfache Handhabung und die schnelle Wirkung von Lachgas. Mittels Inhalation über eine Nasenmaske wird es dem Patienten verabreicht, der während der Behandlung bei Bewusstsein und ansprechbar bleibt. Die Wirkung von Lachgas lässt nach dem Absetzen schnell nach, sodass die Patienten in der Regel kurz nach der Behandlung wieder verkehrstüchtig sind. Neben der Anwendung in der Zahnmedizin und bei Geburten wird Lachgas auch als Treibgas in Spraydosen (z. B. für Schlagsahne) und als Aufschäummittel in Sahnespenderkapseln verwendet5.
Der Missbrauch von Lachgas als Partydroge hat in den letzten Jahren, insbesondere unter Jugendlichen, stark zugenommen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Lachgas ist legal und frei verkäuflich, beispielsweise in Form von Sahnekapseln, die in Supermärkten, Kiosken und Online-Shops erhältlich sind. Es ist relativ günstig im Vergleich zu anderen Drogen – eine Kapsel kostet etwa 50 Cent, während beispielsweise ein Gramm Cannabis etwa 10 Euro kostet. Die Verbreitung über soziale Medien, wie z. B. TikTok, und die Darstellung als Lifestyle-Droge tragen ebenfalls zur Popularität bei. So filmen sich Influencer und Musikgruppen beim Konsum von Lachgas und stellen es als harmlosen Spaß dar. Es kommt sogar zu sogenannten Lachgas-Challenges, bei denen Jugendliche sich gegenseitig zum Konsum von immer größeren Mengen animieren7.
Lachgas wird als Rauschmittel inhaliert, meist aus Luftballons, die mit dem Gas aus den Kapseln befüllt werden. Der Rausch tritt innerhalb weniger Sekunden ein und hält nur wenige Minuten an. Typischerweise verläuft der Rausch in drei Phasen:
Lachgas wird oft als harmloser Spaß abgetan, doch die Realität sieht anders aus. Obwohl Lachgas in der Medizin eingesetzt wird, birgt der Missbrauch erhebliche Risiken.
Kurzfristige Nebenwirkungen:
Langfristige Nebenwirkungen:
Eine besonders gefährliche Nebenwirkung des Lachgaskonsums ist die Hypoxie (Sauerstoffmangel). Da Lachgas den Sauerstoff in der Lunge verdrängt, kann es beim Inhalieren zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn kommen. Dies kann zu Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Das Risiko für Hypoxie ist besonders hoch, wenn Lachgas in geschlossenen Räumen konsumiert wird oder wenn die Konsumenten das Gas wiederholt ein- und ausatmen, ohne zwischendurch frische Luft zu atmen7.
Die langfristigen Folgen des Lachgasmissbrauchs sind besonders besorgniserregend7. Lachgas inaktiviert Vitamin B12, das für die Nervenfunktion und die Blutbildung unerlässlich ist15. Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu schweren Nervenschäden führen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken11. So können beispielsweise Gangstörungen die Mobilität der Betroffenen stark beeinträchtigen und im schlimmsten Fall zu einer dauerhaften Behinderung führen12. Auch die psychische Abhängigkeit von Lachgas sollte nicht unterschätzt werden. Betroffene verspüren ein starkes Verlangen nach der Droge und können ohne Lachgas Entzugserscheinungen wie Angstzustände, Depressionen und Schlafstörungen entwickeln7.
Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie viele Menschen in Deutschland Lachgas als Droge konsumieren1. Studien deuten jedoch darauf hin, dass der Konsum in den letzten Jahren, insbesondere unter Jugendlichen, zugenommen hat. Die Drogenbeobachtungsstellen in Deutschland sind alarmiert und beobachten die Entwicklung genau. Eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt hat beispielsweise gezeigt, dass der Lachgaskonsum unter Schülern in Frankfurt am Main im Jahr 2021 gestiegen ist.
Lachgaskonsum in anderen Ländern:
Neurologische Schäden:
Lachgas ist in Deutschland legal und frei verkäuflich, da es als Lebensmittelzusatzstoff (E 942) zugelassen ist. Es wird hauptsächlich in kleinen Kapseln für Sahnespender und in größeren Zylindern verkauft. Aufgrund der zunehmenden Probleme mit dem Missbrauch wird jedoch über eine Verschärfung der Gesetze diskutiert. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich für ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige ausgesprochen und hält weitere Einschränkungen für Hersteller und Handel für notwendig.
Argumente für ein Verkaufsverbot an Minderjährige:
Argumente gegen ein Verkaufsverbot an Minderjährige:
Lachgas in anderen Ländern:
Die Prävention von Lachgasmissbrauch ist von großer Bedeutung. Aufklärungskampagnen sollten über die Risiken und Gefahren des Lachgaskonsums informieren, insbesondere junge Menschen10. Ein Beispiel für eine solche Kampagne ist die Initiative „Lachgas – kein Spaß!“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Kampagne informiert über die Gefahren von Lachgas und bietet Materialien für Schulen und Jugendeinrichtungen an.
Weitere Präventionsmaßnahmen:
Die Behandlung von Lachgasabhängigkeit ist komplex und erfordert eine individuelle Herangehensweise. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um Folgeschäden zu minimieren. Die Therapie kann eine Kombination aus medikamentöser Behandlung, Psychotherapie und sozialer Unterstützung umfassen. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist die Behandlung des Vitamin-B12-Mangels, um die neurologischen Schäden zu begrenzen.
„Lachgas ist keine harmlose Partydroge“, warnt Dr. med. Thomas Fischer, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. „Der Konsum kann zu schweren Nervenschäden, psychischen Problemen und im schlimmsten Fall zum Tod führen.“ Dr. Fischer betont die Wichtigkeit von Aufklärung und Prävention, um junge Menschen vor den Gefahren von Lachgas zu schützen.
Auch Suchtberaterin Sabine Müller von der Drogenberatungsstelle Köln sieht den Lachgaskonsum mit Sorge. „Immer mehr junge Menschen kommen zu uns, die Probleme mit Lachgas haben“, berichtet Müller. „Viele unterschätzen die Suchtgefahr und die gesundheitlichen Risiken.“ Müller fordert ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige und eine stärkere Kontrolle des Handels mit Lachgas.
Lachgas ist eine Droge mit einem hohen Suchtpotenzial und erheblichen Gesundheitsrisiken. Der Konsum von Lachgas kann zu schweren Nervenschäden, psychischen Problemen und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Es ist wichtig, die Öffentlichkeit über die Gefahren des Lachgasmissbrauchs aufzuklären und Maßnahmen zu ergreifen, um den Zugang zu dieser Droge zu erschweren. Prävention und frühzeitige Behandlung sind entscheidend, um die negativen Folgen des Lachgasmissbrauchs zu minimieren.
Die aktuelle gesellschaftliche Diskussion zeigt, dass das Thema Lachgasmissbrauch zunehmend an Bedeutung gewinnt. Immer mehr Menschen werden sich der Gefahren bewusst, die mit dem Konsum dieser vermeintlich harmlosen Droge verbunden sind. Es ist wichtig, dass Politik, Gesundheitswesen und Gesellschaft gemeinsam daran arbeiten, den Lachgasmissbrauch einzudämmen und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Lachgas, Aufklärung über die Risiken und eine frühzeitige Behandlung von Betroffenen sind entscheidend, um die negativen Folgen des Lachgasmissbrauchs zu minimieren.
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